Barrierefreiheit heißt bessere Zugänglichkeit für alle.
24.08.2024
Von Kerstin
Ich bin eine von zwei Expert:innen bei points, die sich schwerpunktmäßig mit Barrierefreiheit auseinandersetzt. Auch andere Kolleg:innen haben sich weitergebildet und sogar Masterarbeiten zu diesem Thema geschrieben, aber ich und mein Kollege Marcelo stehen allen jederzeit zu diesem Thema zur Verfügung.
Warum ist Zugänglichkeit ein wichtiges Thema für mich?.
Mein Blick darauf ist: Das Web ist für alle da.
Wir möchten den Zugang zu Informationen im Web für alle Menschen gewährleisten und die Benutzererfahrung für alle verbessern. Dazu wenden wir die relevanten Barrierefreiheit-Standards an. Derzeit ist das WCAG 2.1 (Web Content Accessibility Guidelines), Konformitätsstufe AA – und so viel AAA wie möglich.
Um mich mit Zugänglichkeit zu beschäftigen, musste ich selbst einige Hürden überwinden.
Was im letzten Satz des vorherigen Absatzes steht, klingt wie auswendig gelernt oder irgendwo abgeschrieben. Das ist es auch ein bisschen, denn das Thema erscheint auf den ersten Blick trocken und ziemlich sperrig. Es sind viele Richtlinien und Normen zu beachten und es ist in vielerlei Hinsicht ein sehr technisches Thema.
Ich wusste nicht, was mich erwartet, als ich mit Marcelo einen Semesterkurs an der Hochschule der Medien zum Thema besuchte. Wir wurden erschlagen von Richtlinien, Paragraphen und undurchsichtigen Formulierungen. Es hat lange gedauert, bis wir ein Gefühl für das Thema Barrierefreiheit entwickelt haben, das im Englischen viel schöner “Accessibility” heißt und mit “Zugänglichkeit” übersetzt werden kann. Das klingt für mich viel besser!
Wir lernten etwas über Barrieren, über die wir uns vorher kaum Gedanken gemacht hatten. Ich hatte bisher wenig Berührungspunkte damit und keine klare Vorstellung davon, wie eine blinde Person eine Website bedient oder wie jemand mit einem Kind auf dem Arm mit dem Handy etwas im Internet bestellt. Barrieren können auch sein, dass jemand wenig Geld hat, älter ist oder unsere Sprache nicht gut beherrscht. Das war eine der wichtigsten Erfahrungen: ein Bewusstsein für die grundsätzliche Zugänglichkeit im Internet zu entwickeln. Das war der Punkt, an dem es für mich hinter all den Verordnungen und Vorschriften wieder etwas sehr Menschliches wurde.
Barrierefreie Standards machen Websites für alle besser.
Heute weiß ich, dass ich es nicht oft genug wiederholen kann: wenn alle verstehen, wie wichtig es ist, dass jeder das Internet ohne Einschränkungen nutzen kann, ist es viel einfacher, gute Websites zu entwickeln. Denn Webseiten werden für alle besser, wenn sie den Standards der Barrierefreiheit entsprechen: Die Seiten werden übersichtlicher, verständlicher und klarer strukturiert. Sie sind zudem technisch optimiert und bereits im Code semantisch sinnvoll aufgebaut, wodurch sie auch von Suchmaschinen besser indiziert werden.
Barrierefreie Anwendungen zu entwickeln, endet nicht mit barrierefreiem Code und Design.
Hier zwei Beispiele aus unserer Produktentwicklung von monamu, einer App, mit der Museen ihre eigenen Multimediaguides realisieren können. Im Ausstellungsbetrieb sind Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen eine der größten Gruppen mit Einschränkungen. In monamu gibt es daher die Möglichkeit, mit sogenannten "Walking Hints" Wegbeschreibungen zur Verfügung zu stellen, die auch erklären können, wie man sich barrierefrei zwischen den einzelnen Stationen bewegen kann. Ein weiteres Feature ist ein spezieller Modus für einfache Sprache.
Daran sieht man, dass es zu unserem Anspruch geworden ist, dass jede:r, von den Product Ownern über die Designer:innen bis hin zu den Entwickler:innen, auf die Zugänglichkeit achtet und dabei von Marcelo und mir unterstützt wird. Damit wir am Ende für jede Nutzer:in den Zugang zu den Informationen und dem Service gewährleisten können, den sie braucht. Jedenfalls ist mir die Sache jetzt so ans Herz gewachsen, dass ich einen Blog dazu gestartet habe. Aber dazu ein andermal mehr.